Fitting (B-Ebene), 2024
Part of ‘FIVE MINUTES LATE’ Group show
Frankfurt am Main
16.09.2024-13.10.2024

Initiated and curated by Vivien Kämpf

Türen sind architektonische Elemente, die eine zentrale Rolle im Alltag spielen – als erste Berührungspunkte beim Betreten oder Verlassen eines Gebäudes markieren sie Schwellen und Übergänge zwischen Innen und Außen, zwischen Räumen öf- fentlicher und privater Art. Je nach Stellung können sie aus- bremsen und trennen oder beschleunigen und verbinden. Im urbanen Raum findet sich eine Vielzahl an Türen, doch nur ge- wissen Gruppen ist deren Nutzung erlaubt.
Vor diesem Hintergrund zeigt Moreno Schweikle mit Fitting B-Ebene (2024) eine situationsspezifische Intervention, welche die Überlagerung der durch Baustile reflektierten, urbanen und ländlichen Lebensweisen ins Zentrum rückt. Eine Holztür, aus ihrem ursprünglichen Kontext entnommen und nachträglich bearbeitet, fügt sich nahezu nahtlos in die Glasfassade ein und wirkt dennoch stark deplatziert. Durch das Einpassen von ver- wittertem Holz in archaischer Bauweise in eine von standardi- sierten Verbundmaterialien geprägte Architektur wird die Tür zu einer Anomalie im öffentlichen Raum. Der Blick durch die ein- gearbeiteten, silbernen Türspione offenbart eine Zusammen- führung steriler Architektur-Renderings des in den 1970er Jahren geplanten Umbaus der B-Ebene an der Hauptwache und Ausschnitten aus der gleichzeitig erschienenen Anime- Serie Arupusu no Shōjo Haiji (dt. Titel: Alpenmädchen Heidi) von Hayao Miyazaki und Isao Takahata, basierend auf den Ro- manen von Johanna Spyri. Heidi, die Protagonistin, ist eine Waise, die nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Großvater in den Bergen aufwächst und in einigen Folgen ihre Verwandt- schaft in der Stadt, in Frankfurt am Main, besucht.
In Schweikles Arbeit funktioniert Heidi nicht nur als Iden- tifikationsfigur, sondern vor allem als Tür, als eine Art Portal zwischen der nostalgischen Sehnsucht nach einem idyllischen Landleben und der in den Renderings vorherrschenden, ideali- sierten Vorstellung eines perfekt funktionierenden Stadt-Apparates. Durch das gezielte Deplatzieren bekannter Archetypen thematisiert Fitting (B-Ebene), wie sich fiktive Bildwelten mit der Wahrnehmung von gebauter Umwelt verflechten.

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Text by Viven Kämpf

Invited artists:
Ziva Drvaric
Aleksandar Radan
Moreno Schweikle
Jakob Spengemann
Eleni Wittbrodt